Spiritualität & Heilung


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Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte - Hans Georg Gadamer

Jeder Weg eines Menschen ist recht in seinen Augen, aber der HERR prüft die Herzen - Sprüche 21,2

Denken ist immer ein Weiterdenken - Hans Georg Gadamer

Eifer für Gott, aber nicht in rechter Erkenntnis
- Röm 10,2

Ohne Spiritualität wird alles zum Hochleistungssport. Sogar Yoga.

Das Herz will lieben.

Treue ist immer Selbsttreue. Selbsttreue ist Befreien vom Falschen.

Vergebung ist eine Schwingung; sie geschieht wenn es nichts mehr gibt, was zu vergeben wäre.

Verurteilen ist, wenn ich meine Liebe nicht schenke und geschenkte Liebe nicht annehme.

Unsere Wahrheiten sind immer temporär.

Ohnmacht auszuhalten befreit.

Rette den Täter in dir.

Jeder kommt an dem Punkt, wo er sich seinem Selbstverrat stellen wird.

Erwartungen sind Türen zur Selbsterkenntnis: Sie stehen dort, wo unsere Liebe stecken geblieben ist.

Wir können nur mit dem Körper verstehen. Wenn du etwas verstehen willst, tanze es.

30) Bereit sein, Unrecht zu haben


Willst du glücklich sein, oder recht haben?
Die meisten Menschen wollen lieber recht haben
als glücklich zu sein.

Warum?

Weil ihnen einmal Unrecht getan wurde, weil jemand einmal ihre Grenzen überschritten hatte, und sie hatten dabei gefühlt, dass sie die Würde verlieren.

Anklagen

Die Würde zu verlieren, das ist eine der schlimmsten Emotionen, die wir haben können. Wir bleiben lebenslang mit einem Gefühl, unwürdig zu sein.

Das unterminiert unser Selbstbewusstsein. Wir trauen uns nicht, für uns verantwortungsvoll einzustehen und lassen zu, dass auch andere unsere Grenzen überschreiten.

So werden Opfer und Rebellen geboren.

Wie geschieht das? Es ist nicht so, dass jemand uns unsere Würde nehmen kann.

In dem Moment, in dem man uns Unrecht getan hat, haben wir gespürt, dass der andere uns nicht respektiert und in einer psychologischen Reaktion ähnlich wie dem Stockholm-Syndrom haben wir diese Einstellung übernommen und internalisiert.

Wir wurden zu Selbstanklägern, um uns nicht unwürdig zu fühlen.

Damit haben wir für uns ein Opfer-Skript geschrieben, das uns lebenslang einschränken kann.

Es sei denn, wir gehen zurück in diese ursprüngliche Situation und bringen dort Verständnis für alle Beteiligten. So kann Vergebung geschehen.

Sonst leben wir mit dem Glaubenssatz, den wir damals in Stein gemeißelt haben: Wir haben es nicht besser verdient, als schlecht behandelt zu werden.

Diese selbsterfüllende Prophezeiung kann uns manches Unglück und eine Kette von sich ähnelnden Stress-Situationen am neuen Arbeitsplatz oder in der nächsten Beziehung bringen.

Deswegen werden wir später nicht verantwortungsvoll (!) für unsere Rechte eintreten, sondern wir werden anklagend recht haben wollen  – ob als Opfer oder als Rebell.

Diese Anklagen werden sich nicht nur auf Menschen beschränken, mit denen wir etwas zu tun haben. Um den inneren Druck zu entschärfen, werden wir alles anklagen, was sich dafür anbietet: Menschen wie Meinungen.

Die Radikalisierung der Diskussionen in den Medien und die me too Bewegungen sind Folgen davon.

Wie können wir das ändern?

Umentscheiden

Zunächst durch Verstehen: Niemand kann uns unsere Würde nehmen, außer uns selbst.

Wir könnten uns umentscheiden: Anstelle uns unwürdig zu fühlen und uns weiteren Angriffen auszusetzen oder uns davor angsterfüllt zu verstecken, könnten wir uns würdig fühlen und angemessen auf Gefahren- und andere Angriffssituationen reagieren.

Das kann zum Beispiel auch durch Vermeidung oder dadurch geschehen, dass wir uns verstecken. Wir würden unsere Würde dadurch nicht verlieren, dass wir für uns sorgen. Im Gegenteil!

Für jegliche Entscheidung, auch für eine Umentscheidung, brauchen wir Entscheidungsfreiheit.

Wann haben wir die Entscheidungsfreiheit, auch wenn uns Unrecht getan wird, in unserer Würde zu bleiben? An dieser Frage zeigt sich, dass Persönlichkeitsentwicklung und Vergangenheitsbewältigung kein Luxus noch Hobby sind: Auf diesem Weg ruhen wir immer mehr in uns, egal, was um uns passiert.

Wenn wir dieser Einsicht Raum lassen, dass uns niemand die Würde wegnehmen kann, sondern nur wir es sind, die die Würde innerlich verlassen, kann schon etwas passieren. Es kann sein, dass wir spüren, wie sich etwas ändert: Eine Erleichterung  – der Schmerz ist noch da, aber wir fühlen uns besser und manchmal sogar stärker.

Zurück bekommene Würde gibt Kraft, mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen.

Manchmal bleibt noch ein Schmerz wahrnehmbar. Das ist sehr individuell:

Recht-haben-wollen ist eine Schwingung

Recht haben wollen, so wie ich es hier meine, ist immer eine Schwingung. Wenn wir achtsam sind, können wir eine Verhärtung in uns finden, wenn wir im Recht-haben-wollen-Modus gehen. Wenn wir glauben, dass wir recht haben, gibt es immer entweder ein Gegenüber, das anders denkt oder wir wollen uns selbst überzeugen, dass wir recht haben. Im letzten Fall wollen wir einen Zweifel in uns zum Schweigen bringen.

Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere recht haben könnte. (Hans Georg Gadamer)

Wenn wir glauben, dass wir recht haben und deswegen die anderen ins Unrecht setzen. könnten wir vielleicht zu viel in der Welt des logischen Denkens verharren. Denken ist jedoch immer ein Weiterdenken (Gadamer).

Wenn wir in einer Konfliktsituation glauben, dass wir recht und die anderen Unrecht haben, dann bietet sich eine Chance: Wir können uns fragen:

Warum wollen wir, dass die anderen so denken wie wir? Was wäre, wenn wir Unrecht hätten, oder wenn wir die falsche Frage stellen würden?

Es mag sein, dass unsere Antwort stimmt, aber unsere Frage stimmt nicht, sie mag zu eng sein oder nicht geeignet für die Situation, eine Änderung herbeizuführen. Wo willst du recht haben?

Ich lade dich ein, ein Gedankenexperiment zu machen: nur als Experiment, nehme mal an, dass du Unrecht hast. Und schau dann auf die Situation zu, vom Standpunkt her, dass du Unrecht hast. Halte das aus, vielleicht besucht dich dann eine neue Idee oder ein neues Gefühl, welches bis jetzt nicht kommen konnte, da du die Tür verschlossen hieltst.

Alternativ könntest du mit dem Herzen denken, mit den Ohren des Herzens den anderen zuhören und mit den Augen des Herzens hinsehen. Das führt zum Verständnis.

Die Liebe beginnt, wo die strenge Gerechtigkeit aufhört. (Johannes XIII)

Recht haben wollen, vollzieht sich im Kopf. Wenn wir uns dessen nicht bewusst werden, riskieren wir uns fanatisch für oder gegen etwas einzusetzen. Das ist destruktiv.

Recht empfinden im Herzen hat eine völlig andere Qualität, eine andere Schwingung. Daraus setzen wir uns für andere ein, und wir sollten uns genauso auch für uns selbst einsetzen.

Wenn wir achtsam hinschauen, entdecken wir oft, dass wir emotional re-agieren, wenn unsere Meinung oder unser Standpunkt nicht akzeptiert werden. Wir begeben uns in einen Kampf, um recht zu haben, oder ziehen uns zurück. In beiden Fällen sind wir aus unserer Mitte entrückt: Im ersten Fall fühlen wir uns künstlich stark, im zweiten künstlich schwach. In solchen Situationen ist unser Schatten am Werk und wir sind von Aggression getrieben, ob aktiv (wir wollen gewinnen und den anderen überzeugen) oder passiv (Rückzug).

Verletzt sein, fühlt sich an wie Schwäche, Opfer. Diese Schwingung kommt aus Bedürftigkeit und führt  – oder verführt  – uns zu einer 'moving away' oder 'weg von' Bewegung. Dadurch re-agieren wir nur auf vergangene Situationen und übernehmen nicht die Verantwortung für den Augenblick.

Der Kapuziner-Mönch und Psychotherapeut Guido Kreppold spricht in diesem Kontext von Selbstverleugnung, wobei er deutlich macht, dass es sich dabei nicht darum handelt, sich zu entwerten, sondern sich selbst anzuschauen. Ich verstehe seine Worte als Einladung, das Ego zu verleugnen, um dem Selbst Raum zur Entfaltung zu geben.

... denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen. (2 Korinther)

Wir sind Schwingungen in einem größeren Konzert